Erläuterungen zur Aussetzung des Seligsprechungsprozesses von Pater Kentenich

P. Eduardo Aguirre
Postulator des Seligsprechungsprozesses von Pater Kentenich

Es sind bereits drei Wochen vergangen seit der Bischof von Trier (dem Bistum, in dem Schönstatt liegt), Stephan Ackermann, ein Kommuniqué herausgegeben hat, in dem er mitteilt, dass er den diözesanen Seligsprechungsprozess für Pater Kentenich aussetzt.

Seit dem 3. Mai, dem Tag des Kommuniqués, wurden vom Generalpräsidium Schönstatts, von den Landespräsidien in verschiedenen Ländern und auch von mir als Postulator Erklärungen über die Bedeutung und die Folgen für die Causa unseres Vaters und Gründers abgegeben.

Dennoch erscheint es angesichts der weiterhin aufkommenden Fragen gut und notwendig, die praktischen Konsequenzen der Entscheidung von Bischof Ackermann aufzuzeigen und kurz zusammenzufassen. Bei dieser Entscheidung hat Rom (das Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse) weder interveniert noch Einfluss genommen. Die Causa Pater Kentenichs befindet sich noch in der diözesanen Phase.

Ich gehe davon aus, dass die Erklärung des Bischofs sowie die Erklärungen des Generalpräsidiums von Schönstatt bereits allgemein bekannt sind.

Die Aussetzung des Seligsprechungsprozesses von Pater Kentenich bedeutet nicht, dass die Causa geschlossen und beendet ist. Sie bleibt in Standby, in einem Zustand der “Ruhe”, in dem Sinne, dass Bischof Ackermann keine weiteren Initiativen ergreifen wird und auch keine weiteren finanziellen Mittel aus Trier zur Verfügung stellt, um sie zu fördern. “Aussetzung” bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Bischof und diejenigen, die in seinem Namen verantwortlich handeln, das Verfahren derzeit nicht aktiv vorantreiben.

Er erwartet und bittet darum, dass eine gründliche, objektive und transparente Untersuchung fortgesetzt wird, um die Anschuldigungen zu klären, die in letzter Zeit gegen Pater Kentenich veröffentlicht worden sind (die bereits im Seligsprechungsprozess bekannt waren). Bischof Ackermann hat deutlich gemacht, dass der Prozess wieder aufgenommen werden kann, wenn neue Erkenntnisse vorliegen, die alle offenen Fragen zufriedenstellend beantworten.

Deshalb kann von Seiten der Schönstattfamilie der Heiligkeitsruf P. Kentenichs wie gewohnt und umsichtig weiterverbreiten werden, wobei die Richtlinien der Kirche in dieser Hinsicht respektieren werden sollen, d.h. ohne das Urteil der Kirche über die Heiligkeit P. Kentenichs vorzugreifen und darauf achten, dass es mit den Formen der Verehrung nicht übertrieben wird.

Ich bleibe Postulator mit allen Verantwortlichkeiten und Funktionen, die mir als solchem obliegen. Die Sekretariate von Pater Kentenich können weiterhin aktiv bleiben und Gebete, Novenen, Publikationen verbreiten und Initiativen ergreifen, um P. Kentenich bekannt zu machen und für seine Seligsprechung zu beten. Das Gleiche gilt für die Lebensströmungen und Formen, die in der Schönstattfamilie entstehen, um die Verbundenheit mit dem Gründer zu pflegen.

Eine sehr wichtige und positive Konsequenz der aktuellen Situation ist, dass auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Teams ernsthafte Anstrengungen unternommen werden, das Wirken P. Kentenichs gründlich zu erforschen und diesen Abschnitt der Schönstattgeschichte gründlich aufzuarbeiten.

Das Wichtigste angesichts der Herausforderungen, denen wir uns als Familie aufgrund der Infragestellung Pater Kentenichs gegenüberstehen, ist es, uns zu verpflichten, die Gründe für sein Handeln tiefer zu verstehen, sein Charisma und seine Sendung zu verinnerlichen, um mehr Überzeugung und Klarheit zu gewinnen, um seinen prophetischen Beitrag für unsere Zeit bekannt zu machen und zu verbreiten.

Mit einer vorsehungsgläubigen Sichtweise können wir das Eingreifen Gottes und der Gottesmutter in all diesen Vorgänge erkennen. Umso wertvoller und wichtiger ist es, unsere Gebete und Beiträge zum Gnadenkapital zu leisten, damit unsere Mutter und Königin sich siegreich für die Causa P. Kentenichs einsetzen kann.   MPHC und V!

P. Eduardo Aguirre

Postulator – Rom, 26.05.22